Fußchirugie
Unsere Füße legen während eines Menschenlebens rund 120.000 km zurück und tragen theoretisch damit das gesamte Körpergewicht fast drei Mal um die Erde.
Diesem komplexen Gebilde aus 26 Knochen und 33 Gelenken werden täglich enorme Belastungen zugemutet, deshalb zählen Fußprobleme heute zu den häufigsten Beschwerden in der orthopädischen Praxis.
Trotzdem suchen viele Patienten aber immer noch zu spät den fachlichen Rat, nämlich erst dann, wenn der Schmerz zum ständigen Begleiter im Alltag wird. Dabei können viele dieser Fußbeschwerden durch konservative, d.h. nichtoperative Behandlungsmethoden vermieden, deutlich gelindert oder sogar bis zur Schmerzfreiheit behandelt werden. Verschiedene Möglichkeiten stehen dafür zur Verfügung. Wenn die konservative Therapie nicht zum gewünschten Ergebnis führt, kann eine Operation abgewogen werden.
Die Fußchirurgie hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht, so dass heute für fast jedes Fußproblem eine Behandlungsmöglichkeit besteht, die dem Patienten ein Stück Lebensqualität zurückgibt.
Ein Patentrezept gibt es dabei aber nicht, jeder Patient muss individuell betrachtet werden, um die beste Therapie für und mit ihm abzustimmen. Gerade deshalb ist es wichtig, sich an einen spezialisierten Fußchirurgen zu wenden. Durch eine breite Palette moderner Operationstechniken und neuer Osteosyntheseverfahren ist es dem versierten Operateur heute möglich, schmerzhafte Fußfehlstellungen rechtzeitig zu korrigieren und so die Belastbarkeit des Fußes bis ins hohe Alter zu erhalten.
Hallux valgus
Der Hallux valgus (Ballenzeh) ist die häufigste Großzehenfehlstellung, bei der sich die Großzehe in unterschiedlich starkem Ausmaß zum Fußaußenrand krümmt.
Dadurch kommt es zu einer vermehrten Reibung und zusätzlichen Druck auf den Ballen vor allem in geschlossenen Schuhen.
Durch diese Fehlstellung verliert die Großzehe ihre Stützfunktion als stabiler Pfeiler unseres Fußgewölbes und der benachbarte Mittelfußknochen wird chronisch überbelastet. Die Überlastung zeigt sich häufig an einer schmerzhaften Hornhautverdickung unterhalb des zweiten (oft auch dritten) Mittelfußköpfchens.
Bei zunehmender Fehlstellung der Großzehe können die Kleinzehen verdrängt werden, was zur Entwicklung von Krallen- oder Klauenzehen führt.
Es gibt viele Ursachen, die die Entwicklung eines Hallux valgus begünstigen. Angeborene Veränderungen, erbliche Belastungen und eine Muskel-Bänderschwäche können ursächlich sein. Außerdem wird jahrelanges Tragen falschen Schuhwerks (hohe Absätze, enge Spitze) für die Entwicklung eines Hallux valgus verantwortlich gemacht.
Zur Beschwerdelinderung werden ausreichend weite oder offene Schuhe empfohlen.
Bei regelmäßig auftretenden Beschwerden bietet die Operation eine gute Therapiealternative, mit der sich eine dauerhafte Stellungskorrektur erreichen lässt.
Uns stehen heute verschiedene operative Methoden zur Verfügung. Die Wahl des individuell geeigneten OP Verfahrens orientiert sich am Ausprägungsgrad der Fehlstellung, dem funktionellen Anspruch und dem Alter des Patienten, wobei mit einer unterschiedlich langen Erholungsphase im Spezialschuh, bei komplexen Eingriffen gelegentlich auch im Spezialstiefel gerechnet werden muss.
Wir werden mit Ihnen die einzelnen Befunde und die Art des angestrebten OP Verfahrens besprechen.
Eine konsequente Hochlagerung des Fußes, Bewegungsübungen und physikalische Therapiemaßnahmen (Kälteanwendung, Lymphdrainage) reduzieren die Schwellung des Vorfußes und verkürzen den Genesungsprozess.
Hallux rigidus
Unter einem Hallux rigidus versteht man den Gelenkverschleiß am Großzehengrundgelenk.
Der zunehmende Verschleiß bedingt einen Abrieb des schützenden Gelenkknorpels, in dessen Folge es zur schmerzhaft eingeschränkten Beweglichkeit der Großzehe kommt.
Häufig kommt es im fortgeschrittenen Stadium auch zu knöchernen Anbauten am Großzehengelenk, die im Schuh zusätzliche Druckschmerzen verursachen.
Neben den typischen Beschwerden zeigt sich in der Röntgenaufnahme des Fußes ein verschmälerter oder komplett aufgehobener Gelenkspalt des Großzehengrundgelenks.
Die konservative Behandlung besteht je nach Erkrankungsstadium in Gelenkinjektionen, speziellen Einlagenversorgungen und ggf. orthopädieschuhtechnischen Maßnahmen.
Die operativen Maßnahmen richten sich nach dem Schweregrad der Erkrankung. Während im Frühstadium gelenkerhaltende Eingriffe möglich sind, die den Bewegungsumfang des Gelenks beim Laufen verbessern, bietet im Spätstadium – bei fortgeschrittenem Verlust des Knorpels als Gleitfläche – nur die Arthrodese (Versteifung des Großzehengrundgelenkes) Aussicht auf dauerhafte Schmerzlinderung. Es besteht ebenfalls die Möglichkeit zur Implantation einer Zehengelenkprothese. Die Langzeitergebnisse nach einem solchen Eingriff haben uns nicht überzeugt, weshalb wir die Indikation für dieses Verfahren nur in seltenen Fällen sehen und empfehlen.
Krallenzehen / Hammerzehen
Krallen- und Hammerzehen begegnen uns im Praxisalltag häufig.
Flexible Fehlstellungen können mit einer adäquaten frühzeitigen Einlagenversorgung, Schienenbehandlung oder lokalen Polsterung meist erfolgreich therapiert werden, während fixierte Deformitäten v.a. im geschlossenen Schuhwerk erhebliche Probleme bereiten können.
Vordergründig werden von den Patienten Schmerzen unter dem betreffenden Mittelfußkopf – also an der Fußsohle – registriert. In diesem Fall kann Ihnen meist mit einem operativen Eingriff geholfen werden. Die Palette operativer Maßnahmen ist groß und richtet sich nach dem Ausmaß der Fehlstellung und den begleitenden Vorfußdeformitäten.
Morton Neurom
Beim Morton Neurom handelt es sich um eine schmerzhafte Verdickung eines Nerven zwischen den einzelnen Mittelfußknochen.
Am häufigsten ist das Neurom zwischen dem dritten und vierten sowie zwischen zweitem und drittem Mittelfußknochen zu finden.
Die Beschwerden reichen von einem Fremdkörpergefühl oder einer Schwellung bis zu heftigen Schmerzen. Gelegentlich wird auch eine Taubheit der betroffenen Zehen beobachtet. Der Verdacht kann meist schon bei der Untersuchung geäußert werden, die Diagnose wird oft durch eine MRT-Untersuchung bestätigt. Wenn die konservative Therapie mit dem Tragen von geeignetem Schuhwerk oder Einlagen nicht zum Erfolg führt, steht die Operation als wirksame Behandlung zur Verfügung.
Der krankhaft veränderte Nervenbezirk wird dabei vollständig entfernt. Dies hat eine unterschiedliche Gefühlsveränderung an den benachbarten Seiten der betroffenen Zehen zur Folge. Die Muskelfunktion der Zehen ist jedoch nicht betroffen.
Fersenschmerz
Der Fersenschmerz zählt zu den häufigsten Fußproblemen in unserem Praxisalltag und kann vielfältige Ursachen haben.
Meist sind die Fersenschmerzen auf eine chronische Entzündung durch Überlastung der Plantarfaszie zurückzuführen. Morgendliche Anlaufschmerzen und Schmerzen nach längerem Sitzen sind meist die ersten Beschwerden, Ruheschmerzen sind selten. Die Plantarfaszie ist ein kräftiges Bindegewebsband, welches sich an der Fußsohle von den Zehen bis zur Ferse erstreckt und dabei hilft, das Fußgewölbe aufrecht zu halten. Dabei spannt sich die Plantarfaszie wie die Saite eines Pfeilbogens.
Statische Probleme (Übergewicht, Schwangerschaft, Fußfehlstellungen etc.) aber auch erhöhte dynamische Anforderungen (Bsp. Sportliche Überlastungen beim Joggen) können zur erhöhten Spannung der Plantarfaszie an ihrem Anheftungspunkt im Bereich der Ferse und damit zur Überbeanspruchung führen. Dabei wird eine schmerzhafte Entzündungsreaktion in diesem Bereich ausgelöst und es kommt zur entzündlichen Umwandlung des Sehnenansatzgewebes mit kleinen Einrissen und nachfolgender Verkalkung.
Mit zunehmender Verkalkung wird im Röntgenbild dann der „Fersensporn“ sichtbar.
Von der Größe des Sporns lässt sich nicht auf das Ausmaß der Schmerzen schlussfolgern. Etwa 10 bis 20% der Bevölkerung haben einen Fersensporn, ohne Fußprobleme aufzuweisen.
Ursächlich für die Symptome ist vielmehr die entzündlich veränderte Sehnenplatte. Die medizinisch korrekte Diagnose lautet deshalb „Plantarfasziitis", d.h. entzündlicher Reizzustand der Sehnenplatte unter der Fußsohle.
Die Diagnose wird durch eine Untersuchung erhoben, mittels Ultraschall kann außerdem die entzündliche verdickte Sehnenplatte im Ansatzbereich dargestellt werden.
Die Behandlung des Fersensporn ist fast immer konservativ. Neben stützenden Einlagen mit einer Weichbettung im Fersenbereich helfen entzündungshemmende Medikamente, die Schmerzen rasch zu lindern.
Praktisch immer findet man auch eine Verkürzung der Wadenmuskulatur. Aus diesem Grund spielt die Dehnungstherapie der verkürzten Wadenmuskulatur eine sehr große und entscheidende Rolle bei der Behandlung dieser Fersenschmerzen. Hier ist IHRE Mitarbeit zwingend notwendig! Erst wenn ein mehrmonatiges Behandlungsprogramm keine dauerhafte Linderung zur Folge hat, sollte eine Operation in Erwägung gezogen werden. Dies ist nur sehr selten notwendig.
Rheumatischer Fuß
Rheumatische Erkrankungen beschränken sich leider nicht nur auf einzelne Gelenke, sondern der gesamte Organismus kann von rheumatischen Veränderungen befallen sein.
Sehr häufig leiden die Patienten unter einer typischen rheumatischen Vorfußdeformität, die das Gehen und Stehen schmerzhaft einschränkt. An der Fußsohle im Vorfußbereich bilden sich schmerzhafte Schwielen, die Kleinzehen verlieren ihren Bodenkontakt und verformen sich zunehmend und die Großzehe zeigt häufig eine zunehmende Schiefstellung (Hallux valgus).
Die konservative Behandlung besteht mindestens in einer Einlagenversorgung, oft ist aber auch das Tragen orthopädischer Schuhe notwendig. Wenn sich trotz dieser Maßnahmen die Schmerzen nicht lindern lassen, sollte eine operative Therapie erwogen werden. Die Möglichkeiten der operativen Therapie sind – je nach Befall der einzelnen Fußgelenke – vielgestaltig.
Gerade der Rheuma-Patient muss aber immer sehr individuell betrachtet werden, da oft bereits neben den Fußgelenken auch andere Gelenke des Körpers geschädigt sind. Wir arbeiten deshalb eng mit Ihrem behandelnden internistischen Rheumatologen zusammen, um einen Therapieplan und für Sie ein bestmögliches Operationsergebnis zu erreichen.